Hate Speech im Internet betrifft auch junge Alevit_innen
[Cigdem Koc] In Kooperation mit dem Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit (kurz: IDA) organisierte der Bund der Alevitischen Jugendlichen in NRW (kurz: BDAJ-NRW) vom 21. bis zum 23. Oktober 2016 das Wochenendseminar „Likest Du noch oder hetzt Du schon? - Zum Umgang mit Hate Speech in der Geflüchteten- und Jugendverbandsarbeit“. Über drei Tage diskutierten die Teilnehmer_innen dieses heikle Thema und versuchten auch Gegenstrategien diesbezüglich zu erarbeiten.
„Hate Speech“ hat sich leider in der letzten Zeit in den sozialen Netzwerken enorm verbreitet. Auch die alevitischen Jugendverbandsseiten sind immer wieder konfrontiert mit Hetze von rechten oder islamistischen Kreisen: „Ihr Ungläubigen; unser Präsident Erdogan wird euch alle umbringen und wir werden dann ein Fest feiern.“, heißt es zum Beispiel in einem aktuellen Fall, den der Verband auch zur Anzeige gebracht hat. Deshalb organisierte der BDAJ-NRW in Kooperation mit den Expert_innen von IDA dieses anregende und wichtige Seminar.
Nachdem am ersten Tag die Expertin Nora Fritzsche von der Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendschutz (AJS) eine grundsätzliche Einführung in das Themenfeld Hass im Internet gab, wurde am zweiten Tag zunächst gemeinsam mit dem Soziolgen Ali Sirin vom Planerladen e.V. auch die Eigenwahrnehmung trainiert und das Thema heterosexistische Diskriminierung behandelt. Mit interaktiven Übungen zeigte Ali Sirin den Teilnehmenden, wie sie oftmals auch selber mit Grenzen im Kopf denken und gewisse Schubladen bedienen. Die Landesvorsitzende der Alevitischen Gemeinde in Baden-Württemberg Ruhan Karakul machte im Anschluss daran eine intensive Einführung in das Themenfeld Islamismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit in türkeistämmigen Gruppen. Einige Beispiele zu Hate Speech das den BDAJ-NRW erreicht, wirkten auf die Teilnehmenden auch schockierend. „Wie kann ein Mensch zu so viel Hass im Stande sein?“, fragten sich einige Teilnehmende. Ihren Input rundete Ruhan Karakul mit einer Gruppenarbeitsphase ab, in der die Teilnehmenden versuchten Gegenstrategien zu entwerfen. Persönliche Anekdoten, oder Diskussionsrunden im Umgang mit Hate Speech haben den Teilnehmer_innen auch geholfen, wie sie zukünftig mit Diskriminierungen im Internet umgehen können.
Am letzten Tag des Seminars ging der Politikwissenschaftler Pierre Klapp noch mal intensiv mit den Teilnehmenden mögliche Gegenstrategien gegen Hass im Internet ein. Die anschließende Reflektion zeigte die Zufriedenheit der Teilnehmenden an dem Seminar. Insbesondere die Möglichkeit sich durch Wortbeiträge und Rückfragen zu beteiligen, wurde für positiv befunden.